Navi-Controller Reparatur

  • Der Controller meines Carminat-Navis ist über den Herbst stückweise ausgefallen. Erst ging die vertikale Achse des Joysticks nicht mehr, damit konnte ich gerade noch leben, weil man sich alternativ auch mit dem Drehknopf recht gut durch die Navi-Menüs bewegen kann.


    Dann kam es zur großen Flutkatastrophe: 4 Tage unbemerkt das Schiebedach offen, und das bei Sturm und Starkregen.


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    Der Controller fing sich nun auch noch Feuchtigkeit ein, die führte zu vibrationsabhängigen Wackelkontakten der Pushbuttons, die dazu führten, dass das Navi bei jeder Erschütterung zu springen und zu fiepen begann. Lästig. Und es war auch nicht mehr möglich, eine Adresse einzugeben, weil der Controller ständig wirr Tastendrücke dazwischenfunkte.


    Ich hoffte, er würde von selbst wieder austrocknen, und habe auch mal eine Weile mit dem Fön drauf gehalten, aber ohne Erfolg, das Fiepen und Springen wurde nicht besser. Jetzt geht er wieder, ich konnte ihn ausbauen und reparieren.


    In den folgenden Postings beschreibe ich, wie man den Controller ausbaut, zerlegt und ggf instand setzt.


    HG, Armin.

  • Um den Controller auszubauen, drückt man ihn einfach kräftig in die Konsole hinein, am Besten rundum auf den großen Tasten, bis er nach unten durch fällt. Dann kann man ihn schräg stellen und durch seine eigene Montageöffnung nach oben herausnehmen. Kabelentriegelung drücken, und der Controller ist abgesteckt und frei. Man muss dazu keine einzige Blende abbauen. Für den Wiedereinbau ist das allerdings dann unerlässlich, weil man den Controller von unten in seine Clipbefestigung drücken muss.


    Früher oder später kommt man also nicht umhin, die Mittelkonsole zu lösen. Ganz aus dem Auto muss sie nicht, aber man muss sie etwa 5cm anheben können um den Controller wieder einzusetzen.


    Als erstes müssen die beiden silbernen Zierblenden links und rechts an der Mittelkonsole ab, sie sind nur geclipst lassen sich einfach nach vorne hin abziehen. Auch für die beiden seitlichen Abdeckungen in der unteren Hälfte des Fußraums braucht man kein Werkzeug, man fasst sie am unteren Rand und zieht sie nach innen, bis einige Clips loslassen, und dann kann man sie nach vorne hin aushängen.


    Schließlich muss noch die Abdeckung des Schalthebels heraus, dazu muss erst mal der Schaltknopf ab (einfach kräftig nach oben abziehen), und dann die Schaltblende samt Schaltsack nach oben heraushebeln (4 Clips, einer an jeder Ecke).


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    Vorsicht: am oberen Ende der Schaltstange befindet sich der Knopf für die Entriegelung des Rückwärtsganges, in seinem oberen Ende befinden sich jetzt loose eine Feder und eine Art Kunststoffhülse. Das alles kommt zusammen mit dem grauen Platstikteil, das für die Sperre zuständig ist, nach oben heraus.


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    Dann noch 11 Schrauben (Torx TX20): 5 unterhalb der Schalthebelblende, ebendort auch noch 2 nach vorne zur oberen Mittelkonsole, und noch je eine links und rechts unten im Fußraum, dann die Sitze ganz nach vorne schieben und man kann hinten im Fußraum seitlich an der Mittelkonsole die letzten beiden Schrauben finden.


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    Jetzt ist die Konsole gelöst und kann nach oben gehoben werden.


    Ganz aus dem Auto muss sie wie gesagt nicht, die Elektrostecker können alle dran bleiben, man braucht nur genügend Platz um den Controller später unten durch wieder einzubauen.


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    Und Du fragst Dich jetzt eventuell, so wie ich auch, was der orangefarbige Kasten da unten auf dem Boden ist? Das ist das "Zündgerät" für die Airbags. Hoppla. Ich hätte vielleicht erwähnen sollen, dass man wohl besser die Batterie abklemmt, bevor man der Mittelkonsole auf die Pelle rückt. Ich habs nicht getan, und passiert ist - nichts.

  • Der Controller hat zwei Hälften: alle Tastenkappen und der Drehknopf des Joysticks sind von oben abziehbar. Wer nur mal gründlich sauber machen möchte braucht den Controller weder auszubauen noch aufzumachen.


    Erstens kann man den silbernen Zierring nach oben abziehen. Der Betätigungsknopf samt Blende lässt sich danach nach oben abziehen, er geht sehr schwer ab, aber er geht. Darunter befindet sich noch ein Bauelement aus Moosgummi, ich vermute es soll für ein angenehmeres Betätigungsgefühl sorgen.


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    Die Tasten zieht man ebenfalls nach oben ab, und zwar möglichst gerade nach oben, sonst können die filigranen Häkchen, welche die Tasten festhalten, abbrechen. Die Tasten schauen sich alle ähnlich, aber sie sind durch die Position der Häkchen und andere Plastiknasen codiert, jede passt also nur genau an einem Ort.


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    Unter jeder Taste sitzt ein ca. 1cm langer, loose eingelegter Druckstift mit einem runden Plastikhäubchen am Ende. Er überträgt den Tastendruck auf die eigentlichen Taster auf der Elektronikplatine. Die Stifte unbedingt herausziehen (Pinzette) und sicher verstauen bevor man den Controller umdreht, sonst fallen sie heraus und verschwinden irgendwo.


    Um an die Elektronikplatine zu kommen, gibt es im Boden 4 Kreuzschlitz-Schrauben, danach kommt das Innenleben nach unten heraus. Es besteht aus einem ziemlich dicken Bodendeckel (in dem sich viel, viel Wasser sehr, sehr lange halten kann) und der Elektronikplatine.


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    Darauf sitzen die Tasterchen und in der Mitte der Joystick. Er stammt von ALPS, ist also ein Standardteil, und kostet, wenn er kaputt ist, weniger als 10 Euro, man muss allerdings Elektronik aus- und einlöten können um ihn zu wechseln.


    Dasselbe gilt auch für die Tasterchen, alles Standardware die man sowohl in der Bucht als auch bei einschlägigen Bauteilehändlern wie Conrad, Farnell usw. für kleines Geld bekommt.

  • Dann zur eigentlichen Reparatur.


    Ich hatte ja zwei Probleme: den schon länger teilweise ausgefallenen Joystick, und die seit dem Wassereinbruch wirr Tastendrücke signalisierenden Tasten.


    Erst einmal habe ich das Wasser, das noch im Bodenstück übrig war, ausgeleert, und das zerklüftete Innere mit Druckluft trocken geblasen. Dann ebenfalls mit Druckluft die Platine und besonders die Tasterchen trocken geblasen. Um den Controller zu probieren kann man die nackte Platine einfach loose an das Kabel stecken, und siehe da, die fehlerhaften Tastenaschläge und das ständige nervige Fiepen im Navi waren weg. Offenbar war Wasser in die Tasten geraten.



    Dann hatte ich Glück. Beinah hätte ich den Joystick voreilig ausgelötet, in der Hoffnung auf seiner verdeckten Seite doch noch eine Artikelnummer zu finden, ich hatte auch schon den wahrscheinlichsten Ersatztyp aus dem ALPS Katalog herausgesucht (Typ-Nr: RKJXT1F), denn er war, wie schon erwähnt, bereits vor dem Wassereinbruch nicht mehr in Ordnung.


    Dann fiel mir allerdings ein, dass ich in einer dunklen Ecke noch Kontaktspray rumstehen habe.


    Ohne große Hoffnung habe ich ihn probiert, denn in den allermeisten Fällen nützt er gar nichts. Reinsprühen in alle Öffnungen des Joysticks, dann erst mal den Spray kurz einwirken/abtrocknen lassen, dann nochmal einsprühen und Spray samt hoffentlich gelöstem Siff mit Druckluft rausblasen. Die Tour kann man in hartnäckigen Fällen auch mehrmals machen. Nach dem 1. Durchgang kam zu meiner freudigen Überraschung tatsächlich eine ehmals ausgefallene Achse wieder, und nach einem weiteren Durchgang klappte es tatsächlich, alle 4 Stellungen des Joysticks bewegten den Cursor im Navi wieder wie erwartet!


    Wer dieser Anleitung folgt, bitte beachten, dass ich den Joystick letztendlich nicht getauscht habe, also habe ich mir auch die letzte Arbeit, die Joystick-Anschlüsse aus dem Datenblatt mit denen des Carminat-Joysticks zu vergleichen, nicht mehr machen müssen. Von der Optik und den Maßen her denke ich, dass ich den Richtigen gefunden hatte. Leider hat ALPS keine lesbare Nummer auf den Joystick eingestempelt, wer also den Joystick wirklich auslöten und tauschen muss sollte vorher nochmal ganz genau hinsehen, ob es auch wirklich der Richtige ist - und ggf. hier eine Nachricht anhängen zum Wohle derer die später kommen.

  • Zuletzt noch der Wiedereinbau.


    Das Zusammensetzen des Controllers erfolgt umgekehrt wie man ihn auseinander genommen hat, wie schon erwähnt Achtung auf die kleinen Druckstifte, und darauf wirklich die richtige Taste gerade von oben wieder an ihre angestammte Position zu stecken. Wenn sie nicht butterweich in ihre Endlage gleitet und dort einschnappt lieber nochmal genau nachsehen, unten dran sind extem filigrane Kunststoffhaken, und wenn man die abknickt hält die Taste nicht mehr, und das wars dann für den Controller. In den Tastenkappen befinden sich ebenfalls Moosgummi-Elemente, sollte eins herausfallen, was mir bei einigen Tastenkappen passiert ist, kann man bei einer anderen Taste nachsehen, wie sie hineingehören.


    Etwas Gefühlssache ist das Wieder-Aufstecken des Drehknopfs, wenn man ihn zu doll auf die Achse drückt lässt sich der Joystick nicht mehr bis an den Anschlag bewegen, weil die rundliche Blende am Controllerdeckel ansteht. Also erst mal nur leicht draufstecken, und dann von oben auf den Joystick drücken bis der zentrale Drucktaster auslöst, dann noch ein ganz wenig mehr damit er noch etwas besser hält, und dann reicht das.


    Der Zierring hat außer den Befestigungshaken auf einer Seite eine Plastiknase, die in die entsprechende Öffnung im Controllerdeckel passen muss. So ausgerichtet drückt man ihn nach unten bis er wieder einschnappt.


    Einbau wie ich ihn gemacht habe: zuerst wird der Controller so wie man ihn herausgenommen hat schräg durch seine Einbauöffnung in die Mittelkonsole eingeführt und angesteckt. Dann dreht man ihn in die richtige Position ("Back"-Taste zeigt zum Schalthebel), hebt die Mittelkonsole etwas an und greift im Bereich hinter dem Schalthebel unten durch und drückt den Controller nach oben bis er einrastet. Wegen diesem einen Griff muss die Mittelkonsole gelöst und etwas angehoben werden. Ich habe natürlich probiert, ob es nicht auch ohne Bauarbeiten an der Mittelkonsole geht, also nur die Schalthebelblende ausclipsen/hochheben und dann nach hinten unter den Controller greifen, fast hätte es sogar geklappt, aber dann waren meine Pratzen doch etwas zu groß um durchzupassen. Eventuell könnte eine kleine Kinderhand oder ein gebogenes Werkzeug es schaffen, dann muss die Mittelkonsole überhaupt nicht gelöst werden. Aber wie gesagt, ich habe mit zwar die Hände zerschunden, aber der Platz hat nicht gereicht.


    Zur Wieder-Befestigung die Mittelkonsole ausrichten, und die 11 Torxe wieder rein, zuerst kommen die beiden die zur oberen Mittelkonsole führen, dann der Rest.


    Wenn sie abgenommen wurden (was im Nachhinein gesehen nicht unbedingt nötig gewesen wäre) wird die Sperre für den Rückwärtsgang wieder eingebaut (wie im Foto oben dargestellt), der Schaltsack samt Blende drübergestülpt, und die Wulst am oberen Schaltsackende in die passende Ringnut unten am Entsperrknopf des Rückwärtsganges eingesetzt. Dann kann die Schalthebelblende wieder an ihrer Position eingeclipst werden. Zum Schluss wird der Schaltknauf wieder draufgesteckt.


    Die beiden seitlichen Abdeckungen für die Fußräume sind nicht symmetrisch, sie haben auf der Rückseite einen Aufkleber, mit dem man R (Beifahrer) und L (Fahrer)Seite unterscheiden kann. Erst mal schaut man sich das hintere Ende der jeweiligen Abdeckung genau an, beide haben einen (anders geformten) Plastikhaken bzw eine Lasche, die - von vorne kommend - in ein Gegenstück an der Mittelkonsole geschoben werden muss. Erst wenn dieser hinterste Befestigungspunkt richtig eingerastet ist, sucht man durch leichtes hin und her Bewegen die Öffnungen für die übrigen Clips und dann drückt man die Abdeckung Richtung Wagenmitte bis sie einrastet.


    Dann noch die beiden seitlichen Zierblenden am Radio- und Klimabedienteil wieder aufgesteckt und fertig.


    HG aus Bayern,


    Armin.

  • Hallo Armin,
    das nenne ich mal eine detaillierte Anleitung - mein Respekt :thumbup:


    Und wird sicherlich sehr behilflich sein, wenn bei Jemanden diese Bedieneinheit mal auch Probleme macht... :m0007:


    LG
    Chris

    früher noch glücklich mit meinem Kadjar Bose dCi 130 4WD Modell 2015 :)8)
    und jetzt überglücklich mit meinem Koleos (Initiale) Intens dCi 2.0 4WD BJ2018 :thumbup:^^

  • Thänks für die Blumen :)


    Ich mache das gerne, und in der Hoffnung, andere zu animieren, dass sie ihre Reparaturen auch dokumentieren und kommentieren. Es muss ja nicht jeder die Fehler machen, die schon jemand anders gemacht hat, und mir hilft es vor Beginn von Basteltouren wenn ich ungefähr weiß, was mich erwartet. Langsam aber sicher kommen die Koleos 1 in die Jahre, und solche typischen Altersprobleme werden nach und nach jeden treffen.


    Ja, auch das mit dem offen gelassenen Schiebedach - auch das war ein Altersproblem - allerdings nicht am Auto :)